Wuppertal blickt sechs Milliarden Lichtjahre tief ins Universum
Reportage von der Westdeutschen Zeitung zu einem Beobachtungsabend am Schülerlabor Astronomie
Am Abend des 2. März 2023 fand am Himmel über der Sternwarte des Schülerlabors Astronomie ein besonderes Ereignis statt. Die Planeten Venus und Jupiter standen in enger Konjunktion am Abendhimmel. Dies war der perfekte Anlass, die Westdeutsche Zeitung (WZ) zu einem Astroabend zusammen mit Schülern des CFG einzuladen.
Nachdem Michael Winkhaus und David (Stufe 5) unseren Gästen Martin Gehr (Redakteur) und Büsra Sönüksün (Film) und Andreas Fischer (Foto) zur Einstimmung den abendlichen Sternenhimmel im schuleigenen Planetarium vorführten, blickte Bernd Koch zusammen ihnen und mit Schülern der Astro AG und des Mittelstufenkurses Astronomie (Diffkurs Stufe 9) in den Nachthimmel. In Wolkenlücken wurden mit den Teleskopen Mond und Sterne beobachtet.
Und hier nun der Bericht in der WZ vom 3. März 2023:
Partielle Sonnensonnenfinsternis 25. Oktober 2022
Astro AG des CFG Wuppertal
Kyra, Benjamin, Lian, Amina, Loai, Gabriel, Max, Arthur, Theodor, Juna, Victoria
Was ist eine Sonnenfinsternis?
Bei einer Sonnenfinsternis (abgekürzt: SoFi) wird die Sonne vom Mond abgedeckt. Somit zieht der Schatten des Mondes über die Erde, was auch dazu führt, dass die Sonnenfinsternis an unterschiedlichen Orten auf der Erde verschieden stark vorkommen kann. So kann es passieren, dass es an einem Ort eine totale Finsternis gibt, die dafür sorgt, dass für einen Moment gar kein Sonnenlicht die Erde dort erreicht. Und an einem anderen Ort ist keine Sonnenfinsternis zu sehen, da der Schatten des Mondes an manchen Orten nur vorbeizieht.
Man unterscheidet folgende Finsternisse:
Partielle Sonnenfinsternis
Hier ist die Sonne teilweise verdeckt: Man könnte sagen, die Sonne hat eine Sichelform. Diese Finsternis entsteht, wenn der Mond zwar vor der Sonne liegt, diese aber nicht komplett bedeckt. Diese Art von Sonnenfinsternis fand auch am 25.10.2022 statt:
Ringförmige Sonnenfinsternis
Der Mond kreist auf einer elliptischen Umlaufbahn um die Erde. Daher ist er manchmal näher an der Erde und ist scheinbar größer oder weiter entfernt und kleiner. Deshalb ist er manchmal scheinbar größer oder kleiner als die Sonne. Wenn der Mond weit von der Erde entfernt ist, sieht man eine Sonnenfinsternis als ringförmige Sonnenfinsternis, da nun die Sonne größer als der Mond zu sehen ist.
Totale Sonnenfinsternis
Die Sonne ist komplett vom Mond verdeckt, man hat einen Totalschatten. Hier sieht man die Protuberanzen und die Corona der Sonne. Die Corona ist die äußerste Schicht der Sonne. Außerdem kann man Sonnenprotuberanzen sehen. Diese sind lila.
Sonnenfinsternis – Wikipedia
Hier sieht man anhand von zwei Beispielen die drei Szenarien: A: Totale SoFi | B: Ringförmige SoFi | C: Partielle SoFi
Planung für die Partielle Sonnenfinsternis am 25.10.2022:
- Mit einem Finsternis-Pfad kann man ungefähr vorberechnen, wann man die Finsternis wo sehen kann.
- Mit Stellarium kann man dann die Genaue Uhrzeit, Dauer und den maximalen Bedeckungsgrad rausfinden.
Fred Espenem und Michael Zeiler
EclipseWise – Sonnen- und Mondfinsternisse
Unsere Beobachtungen und Ergebnisse:
Hier habe ich die Sonnenfinsternis bearbeitet. Dafür habe ich erst einmal das Video gestackt. Beim Stacking legt man viele Bilder übereinander und nimmt aus jedem Bild die besten Teile raus. Da der Mond sich aber vor die Sonne schiebt, ist das Bild am Rand der Sonnenfinsternis noch unscharf, da die Software mit der Bewegung nicht gut arbeiten kann.
Das so entstandene Bild musste ich dann noch nachbearbeiten, indem ich es nachgeschärft habe. Dann habe ich Flecken entfernt, die sich auf dem Sensor befanden, den Rand korrigiert und eine Beschriftung hinzugefügt, In der man alle möglichen Daten wie Beginn der Aufnahme sieht.
Tageskurs Astrofotografie und digitale Bildbearbeitung
mit dem Projektkurs Astronomie Q1 des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums, Dortmund
Der Winter 2021/22 stellte uns Astrofotografen auf eine harte Probe. Dezember und Januar waren extrem nass, der Abendhimmel meist bedeckt. Um so glücklicher war die Astro AG von Lehrerin Bettina Hampel, dass wir am 12. Februar 2022 endlich das lang ersehnte gute Wetter für den lange geplanten Astrofotografiekurs genießen konnten. Einziger Wermutstropfen war der kalte, stürmische Wind …
Das Kursprogramm am 12.2.2022 am Schülerlabor Astronomie des CFG Wuppertal
Vorbereitung im Kursraum
Der Umgang mit den verwendeten Kameras übte die Gruppe im Kursraum. Hier wurden die nötigen Einstellungen an den Kameras für die Abendbeobachtung vorbereitet. Besprochen wurden auch die Bildformate RAW bzw. JPG, sowie die Wahl der Belichtungszeit und die ISO-Zahl. Eine wichtige Übung bestand darin, die Aufnahme per Hand zu fokussieren.
Abendbeobachtung und – fotografie an der Sternwarte
Die Ergebnisse des Abends
Projektarbeiten 2022
NGC 2024 (Flammennebel), B33 (Pferdekopfnebel) und M45 (Plejaden) – Oliver Marcol und Justin Elias CelebiHerunterladen
Ein „neuer“ Stern am Himmel: Die Helium-Nova V1405 im Sternbild Cassiopeia
Am 18. März 2021 berichtete der japanische Himmelsbeobachter Yuji Nakamura von seiner Entdeckung eines „neuen“ Sterns mit einer visuellen Helligkeit von 9 Magnituden. Das folgende Bild wurde zwei Wochen später aufgenommen und zeigt die Lage am Himmel.
Grafik: NASA/CXC/M.Weiss
Wie sich kurz nach der Entdeckung durch spektroskopische Untersuchungen herausstellte, handelte es sich hier um das Ereignis einer Nova, und zwar von einer ganz besonderen Art. Bei einer Nova handelt es sich um ein Doppelsternsystem, bestehend aus einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg, welches in kurzer Zeit mehr Licht abgibt, als durch normales Wasserstoffbrennen des Roten Riesen möglich wäre. Der Rote Riese füllt bereits sein Roche-Volumen aus und verliert aufgrund der Anziehungskräfte des Begleiters heliumreiche Materie seiner äußeren Atmosphäre.
Diese sammelt sich in einer sogenannten Akkretionsscheibe um den Weißen Zwerg und erreicht auch seine Oberfläche. Sind Dichte und Temperatur, ausreichend hoch, findet eine themonukleare Fusionsreaktion statt, das sogenannte Heliumbrennen, bei dem Kohlenstoff und Sauerstoff gebildet werden. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nova_(Stern)
Nova V1405 Cas zeigt im Spektrum neben den üblichen zu erwartenden Emissionslinien des Wasserstoffs auch zahlreiche Heliumlinien, die ein Merkmal dieses Typs von Nova sind.
Merkmal einer Heliumnova: Man beachte die zahlreichen Linien-Profile vom Profiltyp "P Cygni". Spektrum: Bernd Koch
Die Geschwindigkeit der expandierenden Plasmawolke
Anhand des kalibrierten Spektrums kann man mit Hilfe des Dopplereffekts einfach berechnen, wie schnell die leuchtende Explosionswolke expandiert: Es sind ca. 1523 +/- 25 km/s, gemessen am Profil der Linie des neutralen Heliums, He I 5876.
P-Cygni-Profil der Heliumlinie He I 5876: Das Maximum der Emission der Hülle liegt bei der Ruhewellenlänge, die Hüllenabsorption ist stark blauverschoben. Die Expansionsgeschwindigkeit, gemessen an dieser Linie, beträgt 1523 +/- 25 km/s. Spektrum und Auswertung: Bernd Koch
Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Nova entwickelt. Solange die Helligkeit nicht dramatisch abfällt, ist die Nova noch in unseren Schulteleskopen zu sehen.
Himmlische Begegnung von Jupiter & Saturn: Der Stern von Bethlehem
Eine dreifache enge Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn hat nach biblischer Überlieferung im Jahr 7 vor Christus die Geburt eines Gottessohns angekündigt. Damals fanden die Konjunktionen zwischen Juni und Dezember statt, wie man mit Hilfe der Software Stellarium herausfinden kann. Die beiden Gottheiten kamen sich damals am Himmel allerdings nicht so nahe wie dieses Jahr am 21. Dezember 2020, wenn sie mit dem bloßen Auge zu einem hellen Lichtpunkt am abendlichen Dämmerungshimmel verschmelzen. Andererseits wird es diesmal keine Dreifachbegegnung geben. https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Konjunktion
21. Dezember 2020: Simulation mit Software STELLARIUM
Nur 6 Bogenminuten beträgt der Winkelabstand der beiden Planeten am Abend des 21.12.2020. Screenshot: STELLARIUM
17. Dezember 2020
Ein Treffen der himmlischen Gottheiten Selene, Kronos und Jupiter am Abend des 17.12.2020
16. Dezember 2020
Beide Planeten mit jeweiligen Monden
9. Dezember 2020
Ein herrlich klarer, kalter Winterabend. Der Blick geht in Richtung Leverkusen und Köln im Südwesten
23. November 2020
Unerwartet klarte sich der Himmel über Wuppertal auf. Wir nutzen die Gelegenheit, die himmlische Begegnung von Jupiter und Saturn am Abendhimmel zu beobachten und zu fotografieren. Im Team waren Sebastian Heldt und Mara Hayen. Sebastian Heldt verfasst als zukünftiger Lehrer seine Bachelor-Thesis im Fachbereich Physik und ihre Didaktik an der Bergischen Universität Wuppertal zum Thema „Der Stern von Bethlehem“, und so bot ich ihm an, die fortschreitende Annäherung der beiden Planeten fotografisch an der Sternwarte des Schülerlabors zu dokumentieren. Mara Hayen vom Wuppertaler Gymnasium am Kothen nimmt an meinem Projektkurs Astronomie teil. Sie verfasst eine Projektarbeit zum Thema Sternbilder und wird dazu in den kommendne Wochen mit der selben fotografischen Ausrüstung das Sternbild Orion näher unter die Lupe nehmen.
Aufnahme mit Canon EOS 450D bei ISO 200, Belichtung 30s. 16mm Weitwinkelobjektiv mit Blende 4.
Aufnahme mit Canon EOS 450D bei ISO 200, Belichtung 30s. Vor das 16mm Weitwinkelobjektiv setzten wir zwei Diffusoren von Cokin.
Beide Planeten nähern sich bis zum 21.12.2020 bis auf ca. 6 Bogenminuten an und können theoretisch sogar bei hoher Vergrößerung gemeinsam betrachtet werden. Das wird ein spektakulärer Anblick. Uns gelang es, die beiden mit einem kleinem Teleskop zusammen abzulichten.
Mit etwas (Wetter-)Glück gelingen uns bis Weihnachten weitere Bilder der Annäherung.
12.-16.10.2020: Herbstkurs Sternspektroskopie
In diesem Jahr feiern wir ein kleines Jubliäum: Unsere Kurse zur Sternspektroskopie am Schülerlabor Astronomie des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums in Wuppertal finden in 2020 nun schon im 10. Jahr statt.
Das Kursprogramm 2020:
Nach Genehmigung des Kurses, der im Namen der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt wurde und unter Einhaltung der Corona-Verordnung begrüßten Michael Winkhaus, Ernst Pollmann und ich (Bernd Koch) 12 Teilnehmer*innen, von denen manche eine lange Anfahrt auf sich nahmen: Stephan Adler (Wartenberg), und Heiko Pauthner (Lehrer, Großkrotzenburg), Katrin Fortak (Sternwarte Neanderhöhe, Erkrath), Roland Herold (Redakteur, Leipzig) nahmen als Amateurastromen teil. Ralf Kieswetter (Lehrer des städtischen Heinrich-Mann-Gymnasiums, Köln) kam mit seinen Schülern Vigash Sriranganathan, Daniel Deter und Maxim Brudkor. Die Masterstudenten der Bergischen Universität Wuppertal, Florian Schlurmann (Remscheid), Anna Rau (Wülfrath), Clara Röhder (Wuppertal) sammelten Punkte für ihr Studium. Isabel Kock (Carl-Fuhlrott-Gymnasium, Wuppertal) nimmt zudem aktiv am Projektkurs Astronomie am CFG teil.
Zu beginn des Kurses standen Monatg und Dienstag die Grundlagen der Sternspektroskopie auf den Programm. Michael Winkhaus führte in die Atomphysik und in die Natur des Lichtes ein. Im Physikraum R39 wurden zudem Laborlampen spektral analysiert.
Dienstagmittag merkten wir, dass am Abend Wolkenlücken eine Beobachtung an unserer Sternwarte zulassen würden. Das Programm wurde kurzfristig umgestellt und ich begann Dienstagnachmittag mit meinem Kursteil zum Kennenlernen des DADOS Spaltspektrografen. In sechs Zweiergruppen wurde an sechs Spektrografen geübt, wie man ihn bedient, mit der Aufnahmekamera STF-8300M Spektren aufnimmt und den Zielstern mit einer Nachführkamera auf dem Spalt hält. Danach war die Gruppe fit für die Arbeit an der Sternwarte.
Nur das Wetter spielte nicht ganz mit. Wegen teilweiser Bewölkung mit Gefahr plötzlicher Regenschauer entschieden wir uns, keine der sechs Beobachtungsstationen aufzubauen, sondern die Spektroskopie in der festen Station 7 am TEC160FL-Refraktor durchzuführen. Das Dach konnte im Notfall innerhalb einer Minute geschlossen werden. Doch dazu kam es glücklicherweise nicht, so dass wir einge Spektrenserien aufnehmen konnten:
Einen besonderen Abschluss des praktischen Teils bildete die Aufnahme einer Spektrenserie eines sterbenden Sterns: Planetarischer Nebel NGC 7009, zufälligerweise auch „Saturnnebel“ genannt, obwohl der PN nichts mit Planeten gemein hat. Wilhelm Herschel prägte den Begriff, weil die Farbe der PN die der Eisplaneten Uranus und Neptun ähnelt.
An den beiden darauffolgenden Tagen (Mittwoch/Donnerstag) sichteten wir die Ergebnisse des Vortages. Danach beschäftigte sich die Gruppe im Kursraum mit der Aufnahme und Kalibrierung eines Sonnenspektrums, dass jede der sechs Gruppen für sich selbst aufnahmen und ausarbeitete. Das Ziel, flusskalibrierte und normierte Sonnenspektrenmit identifizierten Fraunhoferlinien zu erstellen, wurde von allen Kursteilnehmern erreicht. Und hier sind die Ergebnisse, die sich graduell unterscheiden. Der Grund dafür ist, dass die Vorgänge der Flusskalibrierung und Normierung subjektiven Einflüssen unterlegen sind.
Schließlich wurden von allen noch die Äquivalentbreite (EW) der H-alpha-Linie gemessen:
Der Kurs wurde Freitag unter der Leitung von Ernst Pollmann in Form eines Seminars fortgeführt. Nach Vorstellung seiner ausgefeilten Messmethoden in der hochauflösenden Sternspektroskopie stellte Ernst Pollmann Sterne vor, die zeitlichen Veränderungen in Bezug auf Helligkeit und spektralen Eigenschaften unterliegen. Diese Sterne werden von Amateuerastronomen aller Herren Länder über Jahre hinweg beobachtet und vermessen, die Daten zentral gesammelt. Vorgestellt wurden Messkampagnen zu den Be-Sternen gamma Cassiopeiae, zeta Tauri, Pleione 28 Tau und zu VV Cephei (Doppelsternsystem).
An diesen Messkampagnen können sich nun auch die Kursteilnehmer gerne mit eigenen Spektrografen DADOS, ALPY und LHIRES III in Zukunft beteiligen. Was es dazu braucht, wurde im Wochenkurs Sternspektroskopie theoretisch und praktisch erlernt. —
23.10.2020: Planet Mars von Candor Chasma bis Terra Meridiani
Mich hatte Freitag die nächtliche große Wolkenlücke völlig überrascht. Nach Badmintontraining und anschließendem Besuch unserer Lieblingspizzeria in Altenkirchen fand ich zuhause gegen 23 Uhr unerwartet einen klaren Himmel vor. Der Wetterdienst Meteoblue gab an, dass es höchstens zwei Stunden einigermaßen wolkenfreien Himmel gäbe bei mir im nördlichen Westerwald. Ich habe kurz mit mir gerungen (aber wirklich nur sehr kurz), ob es sich lohnte, dafür meine Sternwarte zu öffnen. Aber der klare Himmel lockte mich unwiderstehlich, Mars und die Milchstraße standen hell und hoch am kristallklaren Himmel.
Als Kamera kam die QHY5III178C zum Einsatz, eine Farbvideokamera mit Infrarotempfindlichkeit und 2,4 Mikrometer großen Pixeln am Celestron 14 mit 4m Brennweite. Zudem wurde der ZWO „Atmospheric Dispersion Corrector“ (ADC) verwendet, um die Farbränder aufgrund atm. Dispersion zu minimieren. Zunächst wählte ich den UV/IR-Sperrfilter. Damit sah ich den Mars in voller Farbe. Es zeigte sich ein nur wenig zappelndes, sehr ruhiges Marsscheibchen mit vielen Oberflächendetails, einer kleinen Südpolkappe, einer bläulichen Polhaube im Norden und bläulichem Eisnebel im Osten und Westen auf Mars.
Richtig klar wurde es in dieser Nacht für kurze Zeit. Einen so guten Mars hatte ich in dieser Opposition noch nicht gesehen. Der Himmel war perfekt sauber gewaschen nach dem Regenguss, das Teleskop triefte in der Nacht vor Taunässe. Anscheinend ideale Bedingungen für die Planetenvideografie mit gutem Seeing. Direkt nach einem 120s-Farbvideo (7ms/Frame, Videorate 143fps, 17196 Frames) drehte ich den Infrarotfilter IR742 in der Strahlengang und nahm ein 180s-Schwarzweißvideo (10,4ms/Frame, 95fps, 17.253 Frames) auf. Beide Videos wurde separat mit Autostakkert! gestackt und mit GIOTTO geschärft („Mexican-Hat-Filter“). In Photoshop wurde im L-RGB-Verfahren das schwarzweiße Infrarotbild als Luminanzkanal (L) für das farbige RGB-Bild benutzt. Das IR-Bild wurde sozusagen eingefärbt.
Sodann ging ich mit einer weiteren, auch infrarotempfindlichen Schwarzweißkamera, der Celestron NexImage Burst M, auf die Jagd nach den beiden Marsmonden, Phobos („Furcht“) und Deimos („Schrecken“). Diese sind mit ca. 11 bzw. 12 mag. eigentlich recht hell, werden aber von ihrem extrem hellen Mutterplaneten Mars (-2,4 mag) in der Intensität um den Faktor ca. 400.000 überstrahlt. So eine große Dynamik von 1:400.000 hat kein Sensor!. Phobos war leicht aufzunehmen bei ca. 3s Belichtung pro Frame und IR742-Filter. Ob ich Deimos auch drauf habe, muss das Stacking zeigen. Deimos war sehr nahe bei Mars und wurde sehr wahrscheinlich überstrahlt. Mal sehen. Die Farbvideokamera eignet sich für die Marsmondaufnahmen nicht so gut, weil die Bayermatrix des Farbsensors wie ein Beugungsgitter Licht in diverse Richtungen beugt. Viel zu viel Streulicht. Mit der s/w-Kamera klappte es dann ganz gut. Bilder folgen später ….
13.10.2020: Eiswolken umhüllte Vulkane Olympus Mons und Alba Mons auf Mars
Die Sichtbedingungen am Abend des 13. Oktobers waren in Wuppertal am Schülerlabor Astronomie alles andere als ideal: Ständig zogen Wolken durch das Bildfeld der neuen Videokamera ZWO ASI183MCpro im Brennpunkt des 0,5m Planewave CDK20-Teleskops bei ca. 3417mm Brennweite, die an diesem Abend ihr „First Light“ hatte. Die Schärfe der Farbvideos mit UV-IR-Sperrfilter war wegen des schlechten Seeings bescheiden, so dass wir nach Aufnahme eines kurzen Farbvideos direkt zu Videoaufnahmen mit einem Infrarotfilter übergingen, mit dem wir uns eine deutlich höhere Bildschärfe versprachen, weil sich bei längeren Wellenlängen das Seeing traditionell verbessert. „Wir“, das sind die 12 Teilnehmer des Herbstkurses Sternspektroskopie, der vom 12. bis 16. Oktober 2020 am Schülerlabor Astronomie stattfand. Darüber wird noch zu berichten sein …..
Wir verwendeten zur Infrarotfotografie den ZWO IR-Passfilter IR850, der ab 800nm Licht durchlässt und 50% Transmission bei 850nm aufweist. Die beiden Videos (in Farbe und im Infraroten) wurden mit Autostakkert! gestackt, mit Giotto geschärft und mit Photoshop zu einem LRGB-Farbild zusammengesetzt.
Beide Bilder (Farbe/Infrarot) wurden zu diesem Ergebnis zusammengesetzt und gedreht. Mitwirkende Beobachter und Videografen: Stephan Adler (Wartenberg), Heiko Pauthner (Großkrotzenburg), Katrin Fortak (Sternwarte Neanderhöhe, Erkrath), Roland Herold (Leipzig), Ralf Kieswetter (Lehrer des städtischen Heinrich-Mann-Gymnasiums, Köln) mit seinen Schülern Vigash Sriranganathan, Daniel Deter und Maxim Brudkor, Masterstudenten der Bergischen Universität Wuppertal: Florian Schlurmann (Remscheid), Anna Rau (Wülfrath), Clara Röhder (Wuppertal), Isabel Kock (Carl-Fuhlrott-Gymnasium, Wuppertal). Leitung der Beobachtung: Bernd Koch
Das Ergebnis hat uns völlig überrascht, denn damit hatten wir nicht gerechnet: Ein heller, weißer Lichtfleck zeichnete sich deutlich in der Nordhemisphäre des Roten Planeten ab. Wir ahnten, dass es sich um den rund 24km hohen Schildvulkan Olympus Mons handeln würde, seines Zeichens der höchte Berg im Sonnensystem! Zur Absicherung der Identifikation zogen wir verschiedene Programme zu Rate, wie bsp. Stellarium. Und auch ein weiterer Berg weit im Norden, Alba Mons, ist mit einer weißen Eiswolke umhüllt.
Quelle: Stellarium
Mars wird noch bis Anfang 2021 gut zu beobachten sein. Erst in 2035 wird sich eine ähnlich günstige Beobachtungskonstellation zwischen Erde und Mars einstellen. Grund genug, die kommenden Monate mit intensiven Beobachtungen unseres Nachbarplaneten zu nutzen ….
19.9.2020: Mars, der „Rote Planet“
Ein fantastisches Jahr für Marsbeobachtungen! Der „Rote Planet“ wird erst im Jahr 2035 wieder so gut zu beobachten sein, wie in dieser Marsopposition 2020: Am 13. Oktober stehen Mars und Sonne von der Erde aus gesehen entgegengesetzt zueinander am Himmel.
Mars in der Nacht 18./19.9.2020: Neben Oberflächenfeatures, die völlig unverändert erscheinen, gibt es solche, die die offiziellen (älteren) Marskarten (hier CalSky) so nicht zeigen. Insbesondere die dunkle Struktur rechts unterhalb von Acidalia Planitia auf der nördlichen Halbkugel. Mein Foto ist ein Komposit aus einer Videoaufnahme im Infrarotlicht (oberhalb ca. 850nm) und einer Farbaufnahme, die aber nur die visuelle Farbe beisteuert. Wie das zu deuten ist, kann ich im Moment noch nicht sagen, aber eines ist offensichtlich: Marsbeobachtung kann richtig spannend sein!
Die Aufnahme entstand mit der Farbkamera ASI183MCpro, die der neue Farbstandard am Schülerlabor Astronomie sein wird. Diese aktiv gekühlte und sehr rauscharmen Kamera ersetzt Zug um Zug die etwa 10 Jahre alten ImagingSource-Modelle DBK21
Bereits am 6. Oktober findet die nächste Annäherung an die Erde statt, Mars wird „nur“ 62 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein und einen Winkeldurchmesser von fast 23 Bogegensekunden erreichen. Ideal für teleskopische Beobachtungen von roten Wüsten, dunklen Hochländern, und weißer Südpolkappe. Damit nimmt seine Helligkeit auf -2,5 Magnituden zu: Mars steht rötlich leuchtend hell am Abendhimmel.
Derzeit wird Mars auch von Schülergruppen am CFG beobachtet. Wir hoffen, nach Ausarbeitung der Videos Ergebnisse präsentieren zu können, auch von den Gasplaneten Jupiter und Saturn.
Staubauswurf aus dem Kern des Kometen C/2020 F3 NEOWISE
von Bernd Koch
Aus dem rotierenden Kometenkern wird Kernmaterial herausgeschleudert, wie bei einem gewöhnlichen sich drehenden Rasensprenger. So erzeugte multiple „Schalen“ kennt man von vielen Kometen. Der rötliche Staubaustritt ist aufgrund der hohen Helligkeit der grünlichen Koma nicht gerade leicht zu erkennen. Mit Hilfe der Photoshop-Funktion „Konturen finden“ und Differenzbildung bei Überlagerung mehrerer Ebenen wurde die Spirale herausgearbeitet.
Komet C/2020 F3 NEOWISE am Abend des 31. Juli 2020. Der Komet ist visuell nur noch etwa 5 mag hell.
Innerhalb von 24 Stunden ist innerhalb meiner Messgenauigkeit keine Rotation zu erkennen, was darauf hindeutet, dass der Kern sehr langsam rotiert. Dass er rotieren muss, erkennt man an dem spiralförmigen Auswurf und der Drehung der Spirale innerhalb von 12 Tagen seit 19. Jui 2020. Aus diesen beiden Messpunkten allein eine verlässliche Periode abzuschätzen, ist nicht möglich. Weitere Beobachtungen bis zum Ende der Sichtbarkeit sind nötig.
21/22. Juli 2020: Komet C/2020 F3 NEOWISE am Bauch der Großen Bärin
von Bernd Koch
Letzte Nacht war das bewährte Kometenteam, bestehend aus Yossy und Peter Stinner, Colin Thiel und Bernd Koch wieder unterwegs im Westerwald. Der Himmel war extrem klar, die Milchstraße erstreckte sich von Perseus über Cassiopeia, Schwan und Adler bis in den Schützen. Der Lagunennebel M8 war mit dem bloßen Auge sichtbar. Bei rund 11°C, Windstille und wenig Luftfeuchtigkeit ließ es sich gut aushalten. Der Aufbau der Teleskope erfolgte eine halbe Stunde vor einem traumhaften Sonnenuntergang um 21.34 Uhr. Während Peter und ich ausschließlich den Kometen fotografierten, nahm Colin auch die Milchstraße ins Visier.
Der Komet war ab ca. 23 Uhr mit dem bloßen Auge und einem etwa 3 Grad langem Schweif zu sehen. Gegen 2.45 Uhr hatten wir alles „im Kasten“. Eine unvergessliche Exkursion.
Komet C/2020 F3 NEOWISE am 21/22.7.2020 (Weitwinkel 16mm). Foto: Bernd Koch
Aufsuchkarte C/2020 F3 NEOWISE für das Wochenende 18/19. Juli 2020
von Bernd Koch
Die Sternwarte des CFG ist aufgrund der Corona-Beschränkungen bis einschließlich 11. August geschlossen. Wir informieren auf dieser Seite, ob bereits am 12. August wieder normal an der Sternwarte beobachtet werden kann. Dann wird auch der Komet noch sichtbar sein!!!
Kometenfotos mit Smartphones
11./12./13. Juli 2020: Komet C/2020 F3 NEOWISE mit bloßem Auge sichtbar!
von Bernd Koch
Ob einem Kometen das Prädikat „Großer Komet“ verliehen wird und er einen prachtvollen Gas- und Staubschweif in Sonnennähe entwickelt, oder aber unter dem Einfluss der Sonne zerbröselt (siehe Komet C/2019 Y4 ATLAS), lässt sich nicht mit letzter Gewissheit voraussagen. 23 Jahre nach dem letzten „Großen Kometen Hale-Bopp“ schickt sich jedenfalls C/2020 F3 NEOWISE an, in dessen Fußstapfen zu treten. Der erst im März mit dem Weltraumteleskop NEOWISE entdeckte Himmelskörper entstammt den äußeren Regionen unseres Sonnensystems, in der die Frühzeit unseres Sonnensystems tiefgefroren konserviert ist und nun freigelegt wird. In seinem rund 5 Kilometer großen Kern sind anscheinend reichlich Gas und Staub vereinigt, die infolge der Erwärmung durch die Sonne und unter deren Strahlungsdruck freigegeben werden. Am 23. Juli steht der Komet der Erde am nächsten.
Ersten Kontakt mit dem Kometen hatte ich am 11./12. Juli 2020. Wolken rahmen hier den Kometen dekorativ ein.
Mein Beobachtungsbericht zur Nacht vom 12./13. Juli 2020:
„Letzte Nacht klarte es sich perfekt auf und der Komet war in der Nähe meines Wohnortes im Westerwald wunderschön zu beobachten. Ich konnte den Kometen bei hellem Halbmondlicht mit ca. 3 Grad langem Schweif erkennen. Wir waren diesmal zu fünft auf Kometenpirsch: Peter und Yossy Stinner aus Wissen/Sieg, die Schüler Colin Thiel und Henri Bracht vom Westerwald-Gymnasium in Altenkirchen/Ww. und meine Wenigkeit (Sörth/Ww.). Da Colin auch sein Celestron 6 aufbaute, haben wir zudem Jupiter, Saturn, Mars, Mond und natürlich den prachtvollen Kometen durch sein Teleskop bewundern können, während bei allen die Kameras liefen. Danke Colin, dass du das C6 mitgenommen hattest Es war eine unvergeßliche Beobachtungsnacht!„
Der Komet zeigt zwei Schweife: Einen rötlichen Staubschweif, den man mit bloßem Auge gut erkennen kann und einen Gasschweif (bläulich). Der Staubschweif reflektiert das Sonnenlicht, während der Gasschweif aus Molekülen besteht, den "Bausteinen des Lebens", die von dem Sonnenlicht zum Eigenleuchten angeregt werden. Von der Kometenkoma aus gesehen zeigt der Gas- oder Plasmaschweif immer in die entgegengesetzte Richtung zur Sonne
Der Komet ist selbst unter einem hellen Großstadthimmel gut zu sehen, wie Thomas Daniels berichtete:
Und so findet man den Kometen bis zum 11. August 2020 am Abendhimmel:
19. Juni 2020: Ein Spiel von Licht und Schatten: Die Venusbedeckung durch den Mond
Heute hatte ich mächtiges Glück mit dem Wetter: Um die Bedeckung der Venus durch den Mond beobachten und filmen zu können, brauchte ich zumindest etwas klaren Himmel in Wolkenlücken.
Ein seltenes, spektakuläres Himmelsereignis konnte mit Teleskopen am hellen Tageshimmel verfolgt werden. Um 9:49 MESZ (7:49 UT) schob sich der abnehmende Mond von Westen („rechts“) kommend vor die gleißend helle Sichel des Planeten Venus und „verschlang“ sie innerhalb von drei Minuten. Bis die Venus am dunklen Mondrand um 9:52 MESZ (7:52 UT) wieder austrat.
Refraktor Astro-Physics 130mm EDF-S f/6 plus 2x-Barlowlinse. Videokamera: QHY5III178C mit IR850-Langpassfilter. Aufnahme mit FireCapture im Raw-Modus und 2x2-Binning. Videoformat: SER. (c) Bernd Koch
Die Planung des Ereignisses erfolgte mit Hilfe der Software STELLARIUM. Nach Eingabe der genauen Koordinaten meines Beobachtungsorts konnte ich den zeitlichen Ablauf der Bedeckung auf einige Sekunden genau im voraus planen. Das war insbesondere nützlich, um den genauen Anfangszeitpunkt für die Videoaufnahmen nicht zu verpassen (!).
19.6.2020: Simulation der Venusbedeckung durch den abnehmenden Mond zwischen 7:41 UT und 8:55 UT (STELLARIUM)
Venusbedeckung 19.6.2020. Eintrittsphase um 7.50.12UT (Standbild). Rechts der Venus ist der leicht aufgehellte Mond zu erkennen, der sich von rechts nach links vor die Venus schiebt. (c) Bernd Koch
Venusbedeckung durch den Mond am 19.6.2020. Eintrittsphase ab 7:49UT. Der leicht von der Sonne aufgehellte Mond schiebt sich innerhalb von drei Minuten von rechts nach links vor die Venus (c) Bernd Koch
Nun hieß es, knapp eine Stunde zu warten, bis der vorbeiziehende Mond die Venus wieder freigab. Um 8:45UT war es dann soweit:
Venusbedeckung durch den Mond am 19.6.2020. Austrittsphase ab 8:45UT. TimeLape (Zeitraffer). Innerhalb von drei Minuten trat die Venus vollständig hervor. Der Mond bewegte sich von rechts unten nach links oben (c) Bernd Koch
Gegen Ende der Bedeckung gab es noch ein Sahnehäubchen: Die Venussichel schien sich sekundenlang in zwei Teile aufzuspalten. Als Ursache kommen die Krümmung des Mondhorizonts und das unregelmäßige Mondrandprofil in Frage. Der Mondrand ist ja nicht „glatt“: Mondberge verdecken die Venus, während Mondtäler Licht des Planeten durchlassen.
Venusbedeckung durch den Mond am 19.6.2020. Austrittsphase ab 8:45UT. TimeLape (Zeitraffer). Innerhalb von drei Minuten trat die Venus vollständig hervor. Der Mond bewegte sich von rechts unten nach links oben (c) Bernd Koch
12. Juni 2020: Plasmaströme in der Sonnenatmosphäre
von Bernd Koch
So langsam scheint unsere Sonne aus ihrem historischen Aktivitätstief herauszukommen. Am Vormittag des 12. Juni zeigte sich noch wenig interne Bewegung in dieser stationär wirkenden Protuberanz.
Sonnenprotuberanz am 12.6.2020, 11:22 UT. Noch deutet nichts daraufhin, dass sich hier und heute etwas Spektakuläres ereignen würde .... Video (c) Bernd Koch
Vor 15 Uhr UT muss sich die Protuberanz abgelöst haben und strömte dann sehr schnell von der Sonne weg.
SolarSpectrum 0,5Å H-alpha-Sonnenfilter. Teleskop: Astro-Physics 130mm @f/24. Videokamera: QHYIII178C, 2x2-Binning. Serie von Videostandbildern (kein Stacking).
2. Juni 2020: Venus 1 Tag und 10 Stunden vor Neuvenus
von Bernd Koch
Dies war die letzte Gelegenheit, die Venus als Abendstern östlich der Sonne zu beobachten. Sie erreicht die Phase „Neuvenus“ am 3. Juni um ca. 21 Uhr MESZ und ist dann Morgenstern, westlich der Sonne. Ab dann nimmt die Venus langsam wieder zu.
Es war nicht ganz einfach, die Venus gefahrlos mit dem Teleskop anzusteuern. Zunächst setzte ich den AstroSolar-Sonnenfilter auf den 130mm-Refraktor und synchronisierte das Teleskop auf die Sonne. Dann steuerte ich das Teleskop nordöstlich in Richtung Venus. Damit dies kein Blindflug wurde, verfolgte ich in der Software Stellarium den Lauf des Teleskops, bis es die Venus erreichte. Dann nahm ich den Sonnenfilter ab und filmte die Venus.
Die im Bild sichtbaren Störungen stammen von vorbeifliegenden Pollen, die im Sonnenlicht glitzern: Manche nah und deshalb unscharf, manche fern.
1. Juni 2020: Venus kurz vor der unteren Konjunktion am 3. Juni
von Bernd Koch
Traumwetter am heutigen Pfingstmontag! Am strahlend blauen Himmel die im Sonnenlicht gleißende Venus ganz nahe bei der Sonne zu finden, bleibt nur geübten Amateurastronomen vorbehalten und ist auch für jene nicht ganz einfach. Und auch sehr gefährlich, weil man mit dem Teleskop unbedingt vermeiden muss, in die heiße Sonne zu geraten. Also bitte keinesfalls nachmachen, sondern den Anblick der Bilder und Videos im Internet genießen!
Warnhinweis: NICHT selbst versuchen, die Venus nahe der Sonne zu finden! Nicht mit dem bloßen Auge und auch nicht mit Fernglas oder Teleskop! Die Gefahr, das Augenlicht zu verlieren, ist sehr groß. Gefahrlos im Internet anschauen!
Venus in unterer Konjunktion
Steht aus unserer Sicht auf der Erde ein Planet in einer Linie mit der Sonne, spricht man von einer Konjunktion. Derzeit durchläuft die Venus die untere Konjunktion und steht genau zwischen Sonne und Erde. Da die Venus von uns aus gesehen nur auf der Rückseite, sozusagen von „hinten“ beleuchtet wird, sollte sie eigentlich unsichtbar sein. Wie der Neumond, den wir auch nicht sehen können. Ist sie aber nicht! Wir sehen in der Phase „Neu-Venus“ doch etwas, und zwar einen gleißend hell leuchtenden Lichtbogen, heute am 1.6.2020 (noch nicht ganz) rund um die Venus! Ein faszinierendes Schauspiel!
Warum sieht man die Venus überhaupt?
Also, warum sehen wir auf diesen Videoaufnahmen die Venus, aber den Mond in der vergleichbaren Neumondphase nicht?
Den Unterschied macht die dichte Kohlendioxid-Treibhausatmosphäre der Venus, die das von der Sonne auf sie fallende Licht vorwärts rund um den ganzen Planeten streut. Unser Mond hat keine Atmosphäre und bleibt deshalb (nahezu) völlig unbeleuchtet, mit Ausnahme des wenigen zurückgestreuten Lichts der Erde.
Venus am 1. Juni 2020
Venus am 31. Mai 2020
Venus am 30. Mai 2020
Beifang bei der Venusbeobachtung: Sterne gucken am Tage, geht das?
Venus am 29. Mai 2020
Ausblick: Venus-Konjunktion am 3. Juni 2020
Noch ist die Venus nominell Abendstern, weil sie in den vergangenen Wochen östlich der Venus stand und deshalb nach Sonnenuntergang sichtbar war. Das ändert sich am 3. Juni: Venus zieht scheinbar nahe an der Sonne vorbei auf die Westseite und ist dann in den kommenden Wochen vor Sonnenaufgang sichtbar – als Morgenstern. Die Venus wird dann wieder zunehmen.
Ein „neuer“ Stern in Galaxie M61: Die Supernova SN2020jfo
von Bernd Koch und Melina Anna Mitsakos
Eine auffallend helle, überraschend blaue Supernova – SN2020jfo – wurde am 6. Mai 2020 in der ca. 66 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie Messier 61 entdeckt. Es handelt sich um das spektakuläre Endstadium eines massereichen Sterns, dessen Kern nach Ende des Kernbrennens unter dem Druck seiner äußeren Hülle kollabiert. Es bildet sich eine Druckwelle aus, die die Sternenhülle in den Weltraum schleudert. Astronomen klassifizieren die Explosion als Supernova vom Typ II. Wir sind gespannt, was die Astronomen herausfinden werden: Welches Schicksal erleidet der Vorläuferstern? Hat es ihn zerrissen, oder bleibt ein Schwarzes Loch zurück? Schaut man sich Spektren der SN an, so kann man die blaue Farbe der Explosionswolke bestätigen. Diese muss richtig heiß sein und wird ihr Strahlungsmaximum weit im UV-Bereich haben.
Die Aufnahme entstand in Kooperation mit Melina Anna Mitsakos (Stufe 9 des Gymnasiums Wülfrath), die im letzten Jahr für ihre Facharbeit zu einem astronomischen Thema am AstroTreff des Schülerlabors Astronomie am CFG teilnahm. Die Videokonferenz wurde mit Jitsi realisiert, die Fernsteuerung von Teleskop und Kamera erfolgte vom Mac aus mit AnyDesk.
Starlink – eine Beobachtung mit mulmigem Gefühl
von Thomas Daniels
Starlink-Satelliten gehören zu einer Flotte von mehreren hundert kleinen Satelliten. Sie wurden mit einer wiederverwendbaren Falcon9-Rakete der Firma SpaceX in erdnahe Umlaufbahnen gebracht hat, um in der vollständigen Ausbauphase mit tausenden Satelliten an jedem Punkt der Erde einen schnellen Internetzugang ohne Bodeninfrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Diese Satelliten schwirren nun in schneller Folge über den Himmel. Innerhalb von 45 Minuten konnte ich mit einem einfachen iPhone 8 solcher Geräte fotografieren, dazu zwei Flares unbekannter Satelliten am oberen und unteren Bildrand. Zwei Flugzeuge sind in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens üblich.
45minütige Belichtung der Region um den großen Wagen, mit iPhone 8plus und der app NightCap (22. April 2020, 21.45 h bis 22.30 h MESZ). Foto: Thomas Daniels
Taken with NightCap. ISS mode, 2549.07 second exposure, 1/3s shutter speed. Foto: Thomas Daniels.
Für Mai 2020 sind zwei weitere Serien zu je 60 Satelliten für den Start vorgesehen (https://www.rocketlaunch.live/?includePast=1&tag=series-spacex-starlink ). Die Sichtbarkeit aller Starlink-Serien lässt sich unter www.heavens-above.com für den eigenen Standort vorherberechnen.
Kommentar von Bernd Koch: Aus Sicht der Astronomen stellen die Starlinksatelliten eine Form der Lichtverschmutzung dar. In der obigen Überflugphase erreichten die Satelliten eine Helligkeit, die dem hellen Hauptstern Arktur im Sternbild Bärenhüter entsprach. Mehr als 10 Minuten lang einer nach dem anderen. Deren Lichtspuren ruinieren Astroaufnahmen und sättigen die Sensoren bei professionellen Messungen:
https://www.spaceweather.com/archive.php?view=1&day=24&month=04&year=2020
Hier ein Statement der Internationalen Astronomischen Union: https://www.iau.org/news/announcements/detail/ann19035/
25.4.2020: Rendezvous von Mond und Venus am Abendhimmel
von Bernd Koch
Zweieinhalb Tage nach Neumond stand die schmückte die Mondsichel dekorativ den kristallklaren Abendhimmel. Und mit zunehmender Dunkelheit wurde auch das schwache Erdlicht auf dem Mond sichtbar. „Erdlicht“ deshalb, weil die von der Sonne beschienene Erdatmosphäre einen Teil des Lichts auf den Mond reflektiert, welches von dort zu uns zurückgeworfen wird.
Nadine Bratek und Greta Hollender aus dem CFG-Projektkurs Astronomie der Q1 fotografierten die Mondsichel für ihre Projektarbeit zum Thema Mond und Mondphasen.
Das aschgraue Mondlicht ist nur bei sehr klarem Himmel sichtbar.
22.4.2020: Sonnenbeobachtung mit unerwartendem Ereignis
von Bernd Koch
Manchmal kann eine derzeit ereignislose Sonne – wir befinden uns immer noch im Aktivitätsminimum – interessante Nebenaspekte bieten. Als Teil seiner Master-Thesis an der Bergischen Universität Wuppertal bediente Johannes Heinemann per Fernsteuerung von Wuppertal aus meine Teleskope und Kameras, um Videoaufnahmen der Sonne in H-alpha und im Weißlicht zu erhalten. Mit Erfog. Und während wir gemeinsam auf den Bildschirm schauten, beobachteten wir plötzlich einen Schatten, der für den Bruchteil einer Sekunde das Bildfeld durchquerte. Seht hier:
Durchflug des LearJets LJ45 um 10:49:37 UT. Dauer: ca. 1/2 Sekunde.
Wir dachten zunächst an einen Vogel. Heute, bei der Durchsicht der Videos identifizierte Johannes das Objekt eindeutig als etwas größeren Vogel. Nun wurde es spannend: Der Schatten hatte nicht die Form einer Boeing 737 oder eines Airbus‘. Was kann das sein?
Videoframe 22.4.2020, 10:49:37 UT. Die Uhrzeit des Aufnahmerechners wurde vorher mit einem Internet-Zeitserver auf wenige Hundertstel Sekunden genau synchronisiert. Foto: Heinemann/Koch
Auf Flightradar24 wurden wir fündig: Ein Flugzeug vom Typ Learjet 45.
Der Learjet flog von Südwesten nach Nordosten. Vom Aufnahmestandpunkt Sörth aus gesehen, befand sich der Flieger ziemlich genau im Süden in 23.000 Fuß Höhe.
Leider werden in der kostenlosen Version von Flightradar 24 keine Daten von Privatflugzeugen veröffentlicht. Ab jetzt kann man nur spekulieren, welchen Hintergrund dieser Flug hatte. Laut Webseite des Herstellers Bombardier wird der Bautyp „Learjet 45“ als Ambulanzflugzeug eingesetzt. Konnte dies ein Ambulanzflug in Zusammenhang mit Corona sein? Die Aktuelle Stunde des WDR berichtete gestern am 22.4.2020 vom Rücktransport eines italienischen Patienten nach Bergamo. Allerdings fand jener Flug von Köln/Bonn aus bereits am 21.4. statt. Unser Lj45-Flug endete laut Flightradar24 jedenfalls um 11.02 UT in Korbach. Und hier verliert sich die Spur ….
19.4.2020: Die Wolkenhülle der Venus im ultravioletten Licht
von Bernd Koch
Venus am 19.4.2020. Aufnahme mit Schüler UV-Transmissionsfilter bei ca. 350nm Wellenlänge. Andeutungsweise sind Wolkenstrukturen zu sehen, wenngleich nicht sehr kontrastreich. Im Infrarotlicht sah es leider nicht besser aus. Hinweis: "Schüler" ist der Name des Herstellers.
Vor Wochen noch hochgelobt, steht Komet C/2019 Y4 möglicherweise vor einem frühzeitigen Ende. Noch bevor er der Sonne wirklich nahegekommen ist. Er wäre nicht der erste, dem dieses Schicksal widerfährt.
17.4 2020: Strukturen in Koma und Kern von Komet C/2016 Y4
von Bernd Koch
Die Nacht vom 17./18. April 2020 war kurz, aber klar. Noch bevor die Wolken gegen Mitternacht die Session beendeten, konnte ich den Kometen nochmals aufnehmen. Hier eine Animation, zusammengestellt aus 14 Aufnahmen zu je 120s Belichtungszeit.
Verarbeitungsschritte: (1) AVI-Animation erstellt mit MaxIm DL. (2) Konvertierung zu mp4 (H264) mit Video Converter Factory. (3) Finish mit MovieMaker. Video: Privatsternwarte Bernd Koch
Der Komet erschien etwas lichtschwächer als in der Nacht zuvor. Das Stacking der Einzelbilder erfolgte mit MaxIm DL, zentriert auf die Koma des Kometen.
Foto: Privatsternwarte Bernd Koch
Nach Bildschärfung mit dem Filter „Mexican Hat“ innerhalb der Software GIOTTO zeigten sich kleinere „Verdickungen“. Es könnte sich um abgespaltene Teile des Kometen handeln.
Foto: Privatsternwarte Bernd Koch
16.4.2020: Zerfall des Kometen C/2016 Y4 beobachtet!
von Bernd Koch
16. /17. April 2020. Konnte ich zum ersten Mal bei diesem Kometen erkennen, dass die Koma zwei Helligkeitsschwerpunkte aufwies. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Komet unter Bestrahlung durch die Sonne „zerbröselt“. Spannend wird sein, wann der Kern in so kleine Teile zerlegt ist, dass von ihm nicht mehr übrig bleibt als eine Wolke aus Gas und feinem Staub. Definitiv legte der Komet gegenüber den Abenden zuvor an Helligkeit zu. Ein gegenwärtig (wieder) lohnendes Ziel!
Foto: Privatsternwarte Bernd Koch
8./9. April 2020: Der Komet erschien relativ lichtschwach und die Koma war deutlich länglich. Strukturen in der grünlich leuchtenden Koma konnte ich nicht ausmachen, trotz des größeren C14-Teleskops. Das Bild ist ein Dreifarben-RGB-Komposit, zentriert auf die Kometenkoma. Der Komet bewegte sich während der Aufnahme der Farbauszüge von Nordosten (links oben) nach Südwesten (rechts unten).
Foto: Privatsternwarte Bernd Koch
7. April 2020: Mein teleskopische Auflösung reicht heute abend nicht aus, einzelne Fragmente des Kometenkerns, so wie in der schweizerischen Aufnahme mit dem wesentlich größeren Teleskop am 1. April zu sehen, deutlich abzubilden. Der 130mm-Refraktor hat dafür eine zu kurze Brennweite ….
Foto: Privatsternwarte Bernd Koch
10./11.4.2020: Photometrie des Sterns SZ Lyncis
April 2020: Komet C/2016 Y4 zerfällt!
von Bernd Koch
Erste Auflösungserscheinungen des Kometen C/2019 Y4 ATLAS von Amateurastronomen beobachtet. Die Koma des Kometen begann länglich zu erscheinen. Mit einem schweizerischen, öffentlichen 90cm-Teleskop wurden recht gut aufgelöste Bilder erhalten, seht hier:
https://www.spaceweather.com/archive.php?view=1&day=16&month=04&year=2020