Projektarbeiten 2016

von Bernd Koch

Spektroskopie des Katzenaugennebels NGC 6543

Immanuel Gehlmann und Jonathan Hilberg

Der „Katzenaugennebel“ NGC 6543 im Sternbild Drache stellt im Gegensatz zum Orionnebel das Endstadium eines unserer Sonne ähnlichen, sterbenden Sterns dar. 152 Jahre nach Entdeckung dieses „Planetarischen Nebels“ durch William Huggins richteten Immanuel und Jonathan ein Celestron 11 EdgeHD-Teleskop der Sternwarte auf den Nebel und nahmen mit dem DADOS-Spektrografen Nebelspektren auf, um die chemische Zusammensetzung zu bestimmen. Sie vermaßen Lage und Intensität der „verbotenen Linien“ des Sauerstoffs und bestimmten die Elektronentemperatur im Nebel in guter Übereinstimmung mit Ergebnissen der professionellen Astrophysiker zu 7700 Kelvin. Der im Licht des Sauerstoffs türkis leuchtende Nebel wurde von den Autoren zusätzlich am C11-Teleskop mit der Digitalkamera Canon EOS 450D in Farbe abgelichtet und mit einer Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble verglichen. Im Ergebnis stellten sie fest, dass man die helleren Himmelsobjekte auch mit unserem C11-Teleskop recht erfolgreich aufnehmen kann, allerdings ist uns das Hubble Weltraumteleskop hinsichtlich Reichweite und Detailauflösung natürlich überlegen.

Spektroskopische Untersuchung des Orionnebels M42

Axel Könekamp und Moritz Urban

Axel und Moritz untersuchten die in 1500 Lichtjahre Entfernung liegende Sternentstehungsregion, die man als Orionnebel Messier 42 kennt. Zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung dieses galaktischen Nebels
zerlegten sie das Licht in seine Spektralfarben. Dazu setzten sie den DADOS-Spektrografen am großen Celestron 11 Edge HD-Teleskop ein. Neben Wasserstoff (H), Helium (He) und Stickstoff (N) wiesen sie die Existenz von Sauerstoff (O) nach und bestimmten die sogenannte Elektronentemperatur des Nebels. Das Ergebnis von etwa 12000 Kelvin liegt nahe kann an den Werten, die von Profiastronomen mit viel größeren Teleskopen ermittelt wurden. Die Dichte des Nebels beträgt rund 5500 Atome pro Kubikzentimeter.

Hochauflösende Mondvideographie

Luca Braun und Kai Buchholz

Luca und Kai stellten sich zur Aufgabe, ein extrem detailreiches Bild des Mondes zu erstellen. Es gelang ihnen, feinste Strukturen im Kilometerbereich darzustellen für ihren kleinen Mondatlas. Für diesen Zweck setzten sie in geschickter Weise die Videotechnik ein und erstellten ein Mosaikbild des Halbmondes aus insgesamt 29 Teilvideos, die mit der DMK41-Videokamera aufgenommen wurden. Am 16. März 2016 waren über einen Zeitraum von 4 Stunden die Bedingungen dafür optimal: Ein klarer Himmel bei nur wenig Luftunruhe, die Astronomen sprechen von gutem Seeing. Circa 1 Terabyte an Videodaten musste verarbeitet und zusammengefügt werden. Sie erzielten damit das höchstauflösende Mondbild bis dato am CFG.

Bestimmung der Höhe von Mondformationen anhand der Schattenlänge

Waleed El-Kishawi

Waleed ist Schüler in der Stufe Q1 des Märkischen Gymnasiums Schwelm und besucht seit 2011 zusätzlich astronomische Kurse am CFG. Seine Projektarbeit zur Bestimmung der Höhe von Mondformationen basiert auf hochauflösenden Videos, die er gemeinsam mit Kai Buchholz und Luca Braun an der Sternwarte des CFG aufgenommen hat. Nach Darlegung der anspruchsvollen theoretischen Grundlagen hat Waleed fünf Mondformationen zur Überprüfung der Theorie ausgewählt und die praktische Höhenbestimmung vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass Höhenmessungen von Kraterwänden mit unregelmäßigem Schattenverlauf Fehler bis zu 36% ergeben können. Die Messung des Berges Mons Piton mit scharfem Schattenverlauf hingegen ergab eine gemessene Höhe von 2,23km, die nur 20m vom Literaturwert abwich; mithin eine überragende Messgenauigkeit von weniger 1%.

Bestimmung der Sonnenrotationsdauer

Janne Laverenz

Dass die Sonne, wie alle Planeten und Monde im Sonnensystem, um die eigene Achse rotiert, hat Janne über die Vermessung der zeitlich veränderlichen Positionen von Sonnenflecken nachgewiesen. Sonnenflecken sind von Natur aus etwas kühlere Regionen hoher magnetischer Aktivität auf der Sonne, daher erschienen sie vergleichsweise dunkel. Dafür hat Janne an der Sternwarte mit dem Pentax 75 Refraktor und der Canon EOS 450D Digitalkamera eigene Sonnenaufnahmen angefertigt und auch Aufnahmen der NASA und anderer Fotografen herangezogen. Um sowohl das Auge als auch den empfindlichen Kamerasensor zu schützen, wurde ein sicher befestigter Sonnenschutzfilter vor der Teleskopöffnung verwendet. Um die Dimensionen der Details auf der Sonne zu verdeutlichen, hat Janne einen Kreis in der Größe der Erde maßstabsgetreu eingefügt.

Das Planck’sche Strahlungsgesetz in Anwendung auf die Sonne

Marc Stromberg

Marc hat sich schwerpunktmäßig mit den theoretischen Aspekten des Planck’schen Strahlungsgesetzes, seinen Näherungen und Schlussfolgerungen hinsichtlich der Sonne befasst. Insbesondere hat Marc untersucht, inwieweit die Sonne dem Konzept des „Schwarzen Körpers“ folgt. Dazu hat er mit dem DADOS Spaltspektrografen ein eigenes Sonnenspektrum aufgenommen und dieses in Bezug auf die Wellenlängenskala und Intensität kalibriert. Verglichen wurde das eigene, in der Sternwarte aufgenommene Spektrum mit einem über der Erdatmosphäre gewonnenen, und es wurden Abweichungen diskutiert. Dabei zeigte sich anhand von Spektren, die oberhalb der Erdatmosphäre gewonnen wurden, dass die Sonne tatsächlich zu weit über 90% als Schwarzer Körper angesehen werden kann. Das Bild zeigt, dass gemäß dem Planck’schen Strahlungsgesetz das Maximum der Energieabstrahlung der Sonne im grünen Spektralbereich stattfindet.

Untersuchung der Chromosphäre der Sonne

Adrien Halbach und Luca Chiriminisi

Diese Arbeit von Adrien und Luca zeigt die Sonne in einem Wellenlängenbereich, der zur Beobachtung und Videografie ein besonderes H-alpha-Teleskop benötigt, wie es an der Sternwarte mehrfach existiert.
Nur damit wird die turbulente Chromosphäre, eine nur rund 2000 Kilometer dicke Atmosphärenschicht sichtbar, in der aktive Regionen, Protuberanzen am Sonnenrand und dunkle Filamente vor der Sonne schon nach wenigen Minuten Veränderungen erkennen lassen! Es zeichnet sich ein überaus aufregendes Bild der aktiven Sonne, auch in Zeiten relativ niedriger Sonnenaktivität. Aus einer Serie von Videoaufnahmen wurde ein kleiner Zeitrafferfilm erstellt und auch die Größenverhältnisse in Relation zur Erdgröße wurden dargestellt.

Videografie von Doppelsternsystemen mit dem C11 EdgeHD Teleskop

Patrick Jansen

Die meisten Sterne in der Milchstraße haben einen oder mehrerer Begleiter, man spricht von Doppelsternen und Mehrfachsystemen. Patrick stellte sich zur Aufgabe, ausgewählte Doppelsterne per Videotechnik zu filmen und als Eichsterne für die Aufnahmeapparatur zu verwenden. Mit diesen Angaben sollte in einem weiteren Video der Begleiter des hellsten Sterns am Himmel, der Weiße Zwerg Sirius B, gefunden werden. Um Lichtstreueffekte zu verringern wurde eine hexagonale Maske gebaut und vor die Eintrittsöffnung des Celestron 11 EdgeHD-Teleskops gesetzt. Das Bild zeigt den Doppelstern Castor, Hauptstern im Sternbild Zwillinge.

Farben der Sterne

Paul Schürdt und Moritz Baer

Schon bei der Betrachtung des Sternenhimmels mit dem bloßen Auge fallen die unterschiedlichen Sternfarben von Blauweiß bis Rot auf. Mit Hilfe des von Paul und Moritz verwendeten DADOS-Spektrografen am Celestron 11 EdgeHD-Teleskop wurde ein vollständiges Spektrum des Sterns Wega aufgenommen und nach Kalibrierung seine Oberflächentemperatur zu etwas geringen 7200 Kelvin bestimmt. Die Temperatur verleiht dem Stern eine blauweiße Farbe. Die Sternfarben lassen sich mit einer Digitalkamera fotografisch festhalten. Zwar nicht von Wega, aber vom blauweißen Stern Regulus als Hauptstern des Sternbildes Löwe wurde die Farbe herausgearbeitet. Wega und die Löwensterne wurden in das Hertzsprung-Russell-Diagramm eingetragen, in dem alle Sterne anhand von Temperatur und Leuchtkraft klassifiziert werden können.

Die Signatur des Lebens auf Exoplaneten

Dora Bethke

Kann man anhand von Bildern und Spektralaufnahmen der Erde, die aus dem erdnahen Weltraum aus aufgenommen wurden, auf Vegetation und Leben auf Erde schließen? Dora untersuchte, wie sich Vegetationszonen und Wüsten in Spektralaufnahmen der Meteosat-Satelliten widerspiegelten, die 36000 Kilometer von der Oberfläche entfernt um die Erde kreisen. Die Übertragung dieser Kriterien auf die Spektren von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die sogenannten Exoplaneten, ist Gegenstand des brandneuen Forschungszweiges der Astrobiologie. Eine Handvoll erdähnlicher Planeten wurde bereits entdeckt, der erste Nachweis von Leben außerhalb der Erde steht allerdings noch aus.